Bastia-Gare
Der Bahnhof von Bastia (um 1920)

 

Die Geschichte der korsischen Eisenbahn - C.F.C.
(Verkürzte Zusammenfassung)

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Renault Schienenbus
Typ ABH 8 (um 1970)

Im Juni 1878 - viel später als auf dem französischen Festland oder anderen Mittelmeerinseln - beschloß das Pariser Parlament den Bau der korsischen Eisenbahn.

Die Strecke sollte die wichtigsten Städte der Insel miteinander verbinden: die Hauptstadt Ajaccio im Südwesten mit Bastia im Nordosten, das zentrale Corte, Calvi im Nordwesten, Porto Vecchio an der Ostküste und Bonifacio, der Südzipfel Korsika's.

 

Die Entscheidung fiel letztlich für eine eingleisige Streckenführung:

    1. von Ajaccio über Vizzavona, Corte, Ponte Leccia, Casamozza nach Bastia
    2. einen Abzweiger von Ponte Leccia über l'Ile Rousse nach Calvi
    3. eine Küstenlinie entlang der Ostküste von Bastia über Casamozza, Aleria, Ghisonaccia, Porte Vecchio nach Bonifacio

 

Im Dezember 1878 wurde in Bastia mit dem Bau der Eisenbahn-Trassen begonnen. Der Ausbau bis Casamozza ging recht zügig voran, da es kaum natürliche Hindernisse gab. Dann teilten sich die Trassen jedoch auf und während ein Bautrupp sich an den Ausbau der Strecke entlang der Ostküste Richtung Süden machte, schlug der zweite Trupp den Weg in die Berge Richtung Corte ein.
    Zahlreiche Brücken und Tunnel waren nötig, bis sie die Bahnstrecke nach Corte hinauf und über die Bergpässe Richtung Ajaccio verlegen konnten. Fast 10 Jahre hat allein der Bau des ersten Streckenabschnitt gedauert, erst im Sommer 1888 konnte der Bahnverkehr zwischen Bastia und Corte (über Ponte Lecci) aufgenommen werden.

Der Bahnhof von Corte (1927)

Fast zeitgleich erreichte der andere Bautrupp auf der Ostküsten-Linie die Stadt Ghisonaccia, sodaß der Linienverkehr auf der Strecke Bastia-Ghisonaccia ebenfalls 1888 in Betrieb genommen werden konnte. Der weitere Ausbau dieser Strecke Richtung Süden sollte jedoch von nun an noch viele Jahre auf sich warten lassen...

 

Die Bahnstation Ghisonaccia (etwa 1930)


 
Triebwagen
DMU Renault 201
(um 1990)
Währenddessen ging in den Bergen der Ausbau der Strecke von Corte nach Ajaccio voran. Bis Vivario folgte man annähernd den Bergpässen, um dann in einer Serpentine in das Tal des Veccio zu gelangen und den Fluß dann mit einer großen Talbrücke zu überqueren.

 

Die Vecchio-Tal-Brücke - 1925 und heute
Über die Fertigstellung der Strecke nach Ajaccio gibt es in der Fachliteratur unterschiedliche Angaben. So wird in den meisten Büchern 1894 als Jahr der Inbetriebnahme der Strecke Bastia - Ajaccio genannt. Wahrscheinlicher scheint jedoch zu sein, daß erst 1896 die Teilstrecke zwischen Vizzavona und Ajaccio fertig wurde, während die Verbindung zwischen Vizzavona und Corte erst um die Jahrhundertwende in Betrieb genommen wurde.
Die Bahnstation Vizzavona (1919)
Sonderbriefmarke der französischen Post zur 100-Jahr-Feier Ajaccio-Vizzavona
Vizzavona in 906 Metern Höhe ist einer der imposantesten Streckenabschnitte der korsischen Bahngeschichte. Direkt an der Station mündet der längeste Tunnel des gesamten Streckennetzes (3916 m) und kaum daß der Zug die Station verlassen hat, geht es schon über die nächste Talbrücke.

 

Der Bahnhof von Ajaccio (um 1930)
Der Endbahnhof von Ajaccio ist -neben dem Bahnhof von Bastia- einer schönsten an der gesamten Strecke der korsischen Eisenbahn.
Ein breite, prachtvolle Straße (Bd. Sampiero/Sampiero Boulevard) führte die Reisenden damals zur ihrer Bahnstation. Aber auch Eselskarren nutzten diesen Boulevard, da die Bahn ja auch für den Gütertransport gebaut wurde.
Die 'Antenne' von Ponte Lecci nach Calvi wurde 1890 fertiggestellt. Die Strecke folgte auch hier zunächst den Tälern bis hinunter ans Meer und nach Ile Rousse. Dann ging es immer am an der Küste entlang weiter nach Westen, bis zum Endbahnhof in Calvi.
Der Bahnhof von Calvi (um 1920)

Triebwagen DMU Soulé 9705
mit Personenzug-Anhänger
Aufnahme aus 1999

Am Längsten dauerte der Ausbau des Streckenabschittes zwischen Ghisonaccia und Porto-Vecchio. Aber keine geografischen Probleme haben den Ausbau verzögert, sondern wirtschaftliche und politische. Erst 1935 lief der erste Zug im Bahnhof von Porto Vecchio ein - also fast 57 Jahre nach Gründung der korsischen Eisenbahn. Der geplante weitere Ausbau Richtung Süden fand nicht mehr statt und Bonifacio hat die Eisenbahn nie gesehen.

Schienenbus CFD X 2000
in den neuen Farben
Aufnahme aus 1995

Die Bahnstation von Porto Vecchio (um 1940)
1943 wurde die gesamte Ostküstenlinie von der deutschen Reichsarmee zerstört, ebenso wie ein großer Teil der Züge und technischen Einrichtungen der anderen Strecken. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde zwar die Verbindung zwischen Bastia, Ajaccio und Calvi wieder hergestellt, der Bahnbetrieb auf der östlichen Küstenlinie blieb aber bis heute eingestellt. Die letzten Spuren dieser Strecke verschwinden langsam, wie z.B. die Brücke über die Solenzara, die im Herbst 1993 ein Opfer der gewaltigen Überflutungen wurde.


In den folgenden Jahren wechselte die Bahn nicht nur ihr optisches Aussehen, auch wurde sie immer wieder neuen Gesellschaften unterstellt, da sie unwirtschaftlich war und die Einstellung des Betriebes sonst die einzige Alternative zu sein schien. Dank massiver Bürgerproteste in den vergangenen Jahren (insbesondere 1955, 1959 und 1972) konnte jedoch die Schließungen der verbliebenen Strecken bis heute abgewendet werden.
 

Zum 1. Februar 1972 übernahm die allgemeine Eisenbahn- und Straßen-Transportgesellschaft CFTA (Société Générale de Chemins de Fer et Transports Automobiles) das Management.

Sie modernisierten die Bahn und setzte 7 fabrikneue Züge ein. Die alten Triebwagen waren zu reparaturanfällig, sie stammten ursprünglich aus Ausmusterungsbeständen vom Festland, darunter waren sogar ehemalige Straßenbahnen.

So langsam kam die korsische Bahn wieder in Fahrt. 1983 übernahm dann die nationale französische Eisenbahngesellschaft SNCF (Société National de Chemins de Fer France) das Managemant und die korsische Bahngesellschaft hieß von nun an CFC (Chemins de Fer Corse), die wiederum der örtlichen Verwaltung CTC (Collectivité Territoriale de Corse) unterstellt war.

Billiard-Diesel-Triebwagen
    ehemalige Straßenbahn, sehr schnell
    laufend und mit starken Bremsen -
    wurde vorzugsweise auf der Calvi-Linie
    eingesetzt.

 

...und wie sieht die Zukunft aus?

 

René Méheux hat das Project eines neuen Panorama-Triebwagen vorgestellt, ein Vertrag über die Anschaffung der neuen Züge ist zwischen der SNCF und der CTC bereits unterschrieben. Die Fahrzeuge sollen ab 2005 auf der gesamten Strecke eingesetzt werden, vorgesehen ist die Anschaffung von zunächst 9 Zügen, die später auf insgesamt 15 aufgestockt werden sollen.

Jeder Zug besteht aus einem zentralen Motorblock und zwei Triebwagen, mehrere Züge können gekoppelt werden. Der Vorteil dieser Bauweise ist die Wartungsfreundlichkeit, da jede Komponente abgekoppelt und ausgetauscht werden kann. Der Motor befindet sich nicht mehr direkt an der Fahrkastkabine, was den Fahrkomfort durch Lärmminderung steigert.

Der Zug wird klimatisiert sein und dank des kräftigen Motors die Strecken schneller befahren können. Die großen Panorama-Fenster ermöglichen eine gute Sicht auf die wunderschöne korsische Landschaft - hier hat man sicherlich auch gezielt an die Touristen gedacht. Bleibt zu hoffen, daß auch nach 2005 einige der alten Züge weiter ihren Dienst verrichten werden, damit uns ein wenig Nostalgie erhalten bleibt.



 
Auf der nächsten Seite findet Ihr ein paar Impression von der korsischen Bahn, alle Bilder sind mir von Luc Beaumadier's überlassen worden, sehr viele weitere Fotos findet Ihr auf seiner Homepage (http://www.traincorse.net).

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