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Die Vecchio-Tal-Brücke
- 1925 und heute |
Über die Fertigstellung der Strecke nach Ajaccio gibt es
in der Fachliteratur unterschiedliche Angaben. So wird in den meisten Büchern
1894 als Jahr der Inbetriebnahme der Strecke Bastia - Ajaccio genannt. Wahrscheinlicher
scheint jedoch zu sein, daß erst 1896 die Teilstrecke zwischen Vizzavona
und Ajaccio fertig wurde, während die Verbindung zwischen Vizzavona
und Corte erst um die Jahrhundertwende in Betrieb genommen wurde. |
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Die Bahnstation Vizzavona (1919) |
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Sonderbriefmarke der französischen
Post zur 100-Jahr-Feier Ajaccio-Vizzavona |
Vizzavona in 906 Metern Höhe ist einer der imposantesten
Streckenabschnitte der korsischen Bahngeschichte. Direkt an der Station
mündet der längeste Tunnel des gesamten Streckennetzes (3916 m)
und kaum daß der Zug die Station verlassen hat, geht es schon über
die nächste Talbrücke.
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Der Bahnhof von Ajaccio (um 1930) |
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Der Endbahnhof von Ajaccio ist -neben dem Bahnhof
von Bastia- einer schönsten an der gesamten Strecke der korsischen Eisenbahn.
Ein breite, prachtvolle Straße (Bd. Sampiero/Sampiero Boulevard)
führte die Reisenden damals zur ihrer Bahnstation. Aber auch Eselskarren
nutzten diesen Boulevard, da die Bahn ja auch für den Gütertransport
gebaut wurde. |
Die 'Antenne' von Ponte Lecci nach Calvi wurde 1890
fertiggestellt. Die Strecke folgte auch hier zunächst den Tälern
bis hinunter ans Meer und nach Ile Rousse. Dann ging es immer am an der
Küste entlang weiter nach Westen, bis zum Endbahnhof in Calvi. |
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Der Bahnhof von Calvi (um 1920) |
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Triebwagen DMU Soulé 9705
mit Personenzug-Anhänger
Aufnahme aus 1999
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Am Längsten dauerte der Ausbau des Streckenabschittes
zwischen Ghisonaccia und Porto-Vecchio. Aber keine geografischen Probleme
haben den Ausbau verzögert, sondern wirtschaftliche und politische.
Erst 1935 lief der erste Zug im Bahnhof von Porto Vecchio ein - also fast
57 Jahre nach Gründung der korsischen Eisenbahn. Der geplante weitere
Ausbau Richtung Süden fand nicht mehr statt und Bonifacio hat die Eisenbahn
nie gesehen. |
Schienenbus CFD X 2000
in den neuen Farben
Aufnahme aus 1995
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Die Bahnstation von Porto Vecchio (um 1940) |
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1943 wurde die gesamte Ostküstenlinie von der
deutschen Reichsarmee zerstört, ebenso wie ein großer Teil der
Züge und technischen Einrichtungen der anderen Strecken. Nach Ende
des 2. Weltkrieges wurde zwar die Verbindung zwischen Bastia, Ajaccio und
Calvi wieder hergestellt, der Bahnbetrieb auf der östlichen Küstenlinie
blieb aber bis heute eingestellt. Die letzten Spuren dieser Strecke verschwinden
langsam, wie z.B. die Brücke über die Solenzara, die im Herbst
1993 ein Opfer der gewaltigen Überflutungen wurde.
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In den folgenden Jahren wechselte die Bahn nicht
nur ihr optisches Aussehen, auch wurde sie immer wieder neuen Gesellschaften
unterstellt, da sie unwirtschaftlich war und die Einstellung des Betriebes
sonst die einzige Alternative zu sein schien. Dank massiver Bürgerproteste
in den vergangenen Jahren (insbesondere 1955, 1959 und 1972) konnte jedoch
die Schließungen der verbliebenen Strecken bis heute abgewendet werden.
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Zum 1. Februar 1972 übernahm die allgemeine Eisenbahn- und
Straßen-Transportgesellschaft CFTA (Société
Générale de Chemins de Fer et Transports
Automobiles) das Management.
Sie modernisierten die Bahn und setzte 7 fabrikneue Züge ein.
Die alten Triebwagen waren zu reparaturanfällig, sie stammten ursprünglich
aus Ausmusterungsbeständen vom Festland, darunter waren sogar ehemalige
Straßenbahnen.
So langsam kam die korsische Bahn wieder in Fahrt. 1983 übernahm
dann die nationale französische Eisenbahngesellschaft SNCF (Société
National de Chemins de Fer France) das Managemant
und die korsische Bahngesellschaft hieß von nun an CFC (Chemins
de Fer Corse), die wiederum der örtlichen Verwaltung
CTC (Collectivité Territoriale de Corse)
unterstellt war.
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Billiard-Diesel-Triebwagen
ehemalige Straßenbahn, sehr schnell
laufend und mit starken Bremsen -
wurde vorzugsweise auf der Calvi-Linie
eingesetzt.
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...und wie sieht die Zukunft aus?
René Méheux hat das Project eines neuen Panorama-Triebwagen
vorgestellt, ein Vertrag über die Anschaffung der neuen Züge ist
zwischen der SNCF und der CTC bereits unterschrieben. Die Fahrzeuge sollen
ab 2005 auf der gesamten Strecke eingesetzt werden, vorgesehen ist die Anschaffung
von zunächst 9 Zügen, die später auf insgesamt 15 aufgestockt
werden sollen.
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Jeder Zug besteht aus einem zentralen Motorblock und zwei Triebwagen,
mehrere Züge können gekoppelt werden. Der Vorteil dieser Bauweise
ist die Wartungsfreundlichkeit, da jede Komponente abgekoppelt und ausgetauscht
werden kann. Der Motor befindet sich nicht mehr direkt an der Fahrkastkabine,
was den Fahrkomfort durch Lärmminderung steigert.
Der Zug wird klimatisiert sein und dank des kräftigen Motors
die Strecken schneller befahren können. Die großen Panorama-Fenster
ermöglichen eine gute Sicht auf die wunderschöne korsische Landschaft
- hier hat man sicherlich auch gezielt an die Touristen gedacht. Bleibt
zu hoffen, daß auch nach 2005 einige der alten Züge weiter ihren
Dienst verrichten werden, damit uns ein wenig Nostalgie erhalten bleibt.
Auf der nächsten Seite findet Ihr ein paar Impression von der korsischen
Bahn, alle Bilder sind mir von Luc Beaumadier's überlassen worden,
sehr viele weitere Fotos findet Ihr auf seiner Homepage (http://www.traincorse.net).
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